Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) warnt vor Fehlinterpretationen des aktuellen Map-Report, einem Brancheninformationsdienst. Map-Report berichtete, dass die Ablaufleistungen aus 12-jährigen Lebensversicherungen, die 1995 abgeschlossenen wurden, hinter den 1995 bei Vertragsabschluss hochgerechneten Ergebnissen zurückblieben. Als Begründung wird angegeben, dass sich die Lebensversicherer wegen des Börsencrashs am Aktienmarkt verspekuliert hätten. GDV-Pressesprecher Peter Schwark kritisiert an der Medienberichterstattung, dass der Hauptgrund für die zurückgegangene Überschussbeteiligung oft unterschlagen wird, die zu einem Zurückbleiben der tatsächlichen Ablaufleistungen hinter den Beispielrechnungen führt. Da die Kunden zu Recht vor allem Sicherheit von den Lebensversicherern erwarten, investieren Lebensversicherer traditionell konservativ und sicher zu über 80 Prozent in festverzinsliche Wertpapiere.
Die für die Verzinsung von rd. 80 Prozent der Kapitalanlagen folglich entscheidende Umlaufrendite öffentlicher Anleihen ist jedoch unerwartet stark gefallen – von 6,5 Prozent in 1995 auf ein historisches Tief von knapp unter drei Prozent im September 2005. Seitdem hat sich das Zinsniveau auf 4,5 Prozent nur etwas erholt. Die Bedeutung des Aktiencrashs für die Lebensversicherungsperformance wird daher stark überschätzt (siehe Grafik im Downloadbereich).
Darüber hinaus wird auch der Zusammenhang nicht korrekt dargestellt: Die Beispielrechnungen der Lebensversicherer stellen keine Versprechungen dar, sondern sind Hochrechnungen unter der Annahme, dass die Überschüsse auf dem Niveau bleiben wie zum Zeitpunkt der Hochrechnung. Steigen unerwartet die Kapitalerträge, wird der Wert übertroffen. Fallen sie, bleiben die Ablaufleistungen hinter der Hochrechnung zurück. Das gegenüber der allseitigen Erwartung stark gefallene Zinsniveau wirkt sich wie auf alle sicheren Kapitalanlagen auch zeitverzögert auf die Lebensversicherung aus. Ein vergleichbarer Effekt lässt sich zum Beispiel auch an der gegenüber den 90er Jahren stark gefallenen Verzinsung von Bundesschatzbriefen ablesen.
Richtig ist, dass die Versicherer nach dem Aktiencrash die stark gefallene Anleihenverzinsung nicht mehr aus Aktiengewinnen aufstocken konnten, um weiter eine Überschussbeteiligung von sechs bis sieben Prozent zu gewähren. So hatten sie zuvor zwischen 1996 und 2001 immer wieder stille Reserven aus Aktien aufgelöst und den Kunden gutgeschrieben. Die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen der Lebensversicherer betrug zum Beispiel 1999 trotz Anleihenzinsniveau von 4,3 Prozent rund 7,6 Prozent. In der Gesamtperformance waren die Versicherer entsprechend auch in den letzten Jahren außerordentlich erfolgreich. Bei nur geringer Volatilität haben die Lebensversicherer trotz Börsencrash in den letzten zwölf Jahren auf ihre Kapitalanlagen eine Nettoverzinsung erwirtschaftet, die im Mittel 1,7 Prozent oberhalb der Umlaufrendite in dieser Zeit lag.
Ansprechpartner:
Dr. Peter Schwark
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p.schwark@gdv.org
Quelle: GDV, Pressemitteilung vom 8.6.2007