Der Einbau von Notbremsassistenten der neuen Generation wird große Erfolge bei der Vermeidung von Unfällen oder der deutlichen Verringerung der Unfallschwere zeigen. Das ist die wichtigste Erkenntnis aus den Fahrversuchen, die die Unfallforschung der Versicherer (UDV) auf der südenglischen Teststrecke TRL gemeinsam mit dem britischen Partnerinstitut „Thatcham“ durchgeführt hat. Konkret gefahren wurden die Systeme von Mercedes-Benz (Distronic Plus/BAS Plus), Honda (CMBS) und das noch nicht auf dem Markt befindliche „City Safety“-System von Volvo. „Bereits die heutigen radarbasierten Systeme können zwischen 5 bis 10 Prozent aller Pkw-Unfälle verhindern. In der nächsten Generation, die wir etwa ab 2010 erwarten, werden es bis zu 15 Prozent sein“, sagte Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV).

Brockmann beklagte, dass es eine große Unsicherheit und Verwirrung über den Nutzen von Fahrerassistenzsystemen gebe. Man müsse dringend unterscheiden zwischen Systemen, die vor allem Fahrer entlastende und Komfortfunktionen haben und reinen Sicherheitssystemen. Zu dieser Verwirrung hätten leider auch die Beratungen auf dem Verkehrsgerichtstag 2008 in Goslar beigetragen. Die dort getroffene Feststellung, dass Fahrerassistenzsysteme den Fahrer auch ablenken und überfordern können und wenigstens einheitlich ausgestaltet sein sollten, beziehe sich nur auf überwiegend dem Komfort und der Information dienende Anlagen. Reine Sicherheitssysteme sollten immer aktiv sein und arbeiten im Idealfall so, dass der Fahrer sie gar nicht bemerkt, bis der Ernstfall eintritt.

Die drei vorgestellten Bremsassistenten haben unterschiedliche Funktionsweisen. Das Mercedes-Benz-System arbeitet im Geschwindigkeitsbereich von 0 bis 200 km/h, warnt den Fahrer bei Abstandsunterschreitung, bremst aber selbsttätig nur mit Teilkraft von maximal 0,4 g. Eine Vollbremsung würde das System nur vornehmen, wenn der Fahrer durch Betätigen des Bremspedals seinen Willen zu einer Bremsung angezeigt hat. Das Honda-System arbeitet im Geschwindigkeitsbereich 30 bis 180 km/h mehrstufig: Zunächst wird der Fahrer vor dem Hindernis gewarnt. Erfolgt keine Reaktion, wird eine Teilbremsung mit 0,6 g eingeleitet. Die volle Bremskraft von 0,9 g stellt das System, wenn der Fahrer nicht selbst vorher den ganzen Bremsdruck aufbaut, erst zur Verfügung, wenn die Kollision nicht mehr vermeidbar ist.

Das Volvo-System hingegen arbeitet ausschließlich im Geschwindigkeitsbereich bis 30 km/h. Bis 15 km/h kann die Kollision mit einem vor dem eigenen Auto fahrenden Fahrzeug völlig vermieden werden, darüber wird sie deutlich abgeschwächt. „Das Volvo-System hat den Vorteil, dass es sehr kostengünstig ist und somit hoffentlich bald in möglichst vielen Fahrzeugen auch der kleineren Klassen serienmäßig Einzug halten wird“, sagte Siegfried Brockmann. Halswirbelsäulenverletzungen und Blechschäden in Millionenhöhe könnten so vermieden werden. Das System sei aber kein Ersatz für komplexere Anlagen, wie die von Honda oder Mercedes-Benz und dürfe deren Weiterentwicklung auch nicht behindern. „An die Erkennung von querenden Fußgängern und kreuzenden Fahrzeugen knüpfen sich große Hoffnungen“, so Brockmann.

Ansprechpartner:
Siegfried Brockmann
Tel.: 030 / 20 20 – 58 20
Mobil 0172-3995856
Mail: s.brockmann@gdv.de

Quelle: GDV, Pressemitteilung vom 12.2.2008