Auch im Jahr 2008 haben die allermeisten Minis, Kleinwagen und sogenannten Utilities immer noch nicht den lebensrettenden elektronischen Schleuderverhinderer ESP serienmäßig an Bord. Das geht aus einer Untersuchung der Unfallforschung der Versicherer (UDV) in Berlin hervor, für die 278 Modellreihen von 38 Autoherstellern auf dem deutschen Markt unter die Lupe genommen wurden. Das Ergebnis der umfangreichen ESP-Recherche ist ab sofort unter www.udv.de nachzulesen. In der ESP-Datenbank können alle sicherheitsbewussten Autofahrer im Internet nachschauen, welche Fahrzeugmodelle der Jahrgänge 2006, 2007 und 2008 mit ESP serienmäßig oder gegen Aufpreis ausgestattet sind und welche nicht. Erstmals ist auch eine Liste mit älteren Modellen abrufbar – wichtig vor allem für Gebrauchtwagenkäufer.

ESP bei Minis, Kleinwagen und Utilities nur selten serienmäßig
Doch wie zwiespältig diese Zahlen sind, zeigt das Beispiel der kleinsten Fahrzeugklasse: Zwar hat der Anteil der Modellreihen, die überhaupt nicht mit ESP erhältlich sind, erfreulicherweise abgenommen (2006: 73 Prozent 2007: 44 Prozent 2008: 19 Prozent), dennoch hat sich außer Smart kein weiterer Hersteller in den letzten drei Jahren dazu entschlossen, alle seine „Einsteigerfahrzeuge“ serienmäßig mit ESP auszurüsten. Gerade diese kleinen Fahrzeuge oder ältere Gebrauchtwagen werden aber häufig von der Risikogruppe „Junge Fahrer“ bewegt. Umso wichtiger wäre es, eine 100-prozentige Ausrüstungsrate zu erreichen, sodass es in ein paar Jahren auch genügend ESP-Gebrauchtfahrzeuge für „Junge Fahrer“ auf dem Markt gibt.

Sicherheit nur gegen Geld: Aufpreispolitik schreckt Autofahrer ab
Hier setzt deshalb auch die Kritik seitens der Unfallforschung der Versicherer an: Bei den Minis (z. B. Citroen C1, Peugeot 107 oder VW Fox), den Kleinwagen (z. B. Kia Picanto, Seat Ibiza, Peugeot 206) und den Utilities (z. B. Citroen Berlingo, Ford Tourneo oder VW Caddy) wird ESP meist nur gegen Aufpreis oder in Paketen angeboten. Aber gerade in diesem Segment sind den Käuferinnen und Käufern die 300 bis 700 Euro für ESP zu viel. Mit der Folge, dass ESP – wie die Verkaufszahlen eindrücklich belegen – nicht mitgekauft und vom Handel auch nicht aktiv mitverkauft wird.

Nicht akzeptabel: Neueste Modelle ohne serienmäßiges ESP
Unverständlich aus Sicht der Unfallforschung ist auch, dass neue Kleinwagenmodelle wie beispielsweise der Opel Agila, der Renault Twingo, der Hyundai i10 sowie der Daihatsu Materia nicht serienmäßig mit ESP ausgeliefert werden. Dem Verbraucher sollte, so Siegfried Brockmann, die Entscheidung Pro oder Contra ESP nicht überlassen, sondern durch den serienmäßigen Einbau in alle Autos abgenommen werden.

ESP-Fakten:
• Im Jahr 2008 nahm die Unfallforschung der Versicherer 278 Modellreihen von 38 auf dem deutschen Markt angebotenen Automarken auf ihren ESP-Ausrüstungsgrad hin unter die Lupe.
• Der ESP-Anteil bei allen Autos auf Deutschlands Straßen beträgt momentan ca. 36 Prozent (2005: 24 Prozent 2006: 30 Prozent).
• Nationale und internationale Studien haben die Wirksamkeit von ESP mehrfach bestätigt. Die Untersuchungen der UDV haben gezeigt, dass 25 Prozent aller Pkw-Unfälle mit Personenschaden und 35 bis 40 Prozent aller Pkw-Unfälle mit Getöteten durch ESP positiv beeinflussbar wären.
• Pro Jahr könnten 37.000 Unfälle mit Verletzten und 1.100 Unfälle mit Getöteten in Deutschland vermieden oder zumindest in ihren Folgen abgeschwächt werden. In Großbritannien ist von 400 Toten und 3.000 Schwerverletzten weniger pro Jahr die Rede, in den USA – wo ESP ab Modelljahr 2012 für alle neuen Autos Pflicht wird – von einem Rückgang der tödlichen Unfälle um 43 Prozent. US-Studien belegen auch, dass tödliche Alleinunfälle mit Überschlag durch ESP minimiert werden, und zwar um enorme 40 Prozent bei PKW und sogar um 73 Prozent bei Geländewagen.
• Folgende Fahrzeughersteller bieten ESP in allen Autos serienmäßig an: Alfa Romeo, Audi, Cadillac, Jaguar, Jeep, Lexus, Mercedes, Saab, Smart und Volvo.
• Folgende Fahrzeughersteller haben noch große Lücken im ESP-Angebot: Chevrolet, Dacia (gar kein ESP-Fahrzeug), Daihatsu, Suzuki.
• Folgende Fahrzeugklassen haben inzwischen bei allen Autos ESP serienmäßig: obere Mittelklasse, Oberklasse. In der Mittelklasse gibt es zumindest in jeder Modellreihe serienmäßige ESP-Fahrzeuge.
• Folgende Fahrzeugklassen haben die wenigsten Modellreihen mit serienmäßigem ESP: Minis (1), Kleinwagen (1) und Utilities (2).

UDV-Datenbank findet ESP-Fahrzeuge
Verbraucher, die beim Autokauf auf Nummer sicher gehen wollen, können sich auf der Internetseite der Unfallforschung der Versicherer (www.udv.de) informieren, wie der Ausrüstungsstand von ESP in den einzelnen Fahrzeugmodellen ist. In einer Datenbank (Stand 5/2008) können nicht nur die Hersteller und Modellreihen aller Neufahrzeuge in Deutschland abgerufen werden, sondern sogar einzelne Modelle. Und das für die Jahre 2006, 2007 und 2008. Außerdem sind für viele Gebrauchtwagen ESP-Informationen abrufbar. Wissenswertes sowie ein Online-Game sind unter www.schutzengel-esp.de zu finden.

Ansprechpartner:
Klaus Brandenstein
Unfallforschung der Versicherer (UDV)
Tel.: 030 / 20 20 – 58 83
k.brandenstein@gdv.de

Quelle: GDV, Pressemitteilung vom 25.7.2008