Zu zaghaftes und zu spätes Bremsen sind Ursachen für viele Verkehrsunfälle. Autofahrer sind in Extremsituationen oft überfordert und kennen die physikalischen Rahmenbedingungen des Abbaus der kinetischen Energie durch die schnelle Fahrzeugverzögerung nicht. Moderne Fahrerassistenzsysteme (FAS) wie Auffahrwarn- und Notbremssysteme können erwiesenermaßen den Fahrer unterstützen und sollten deshalb nach Ansicht der Unfallforschung der Versicherer (UDV) möglichst schnell in möglichst viele Kraftfahrzeuge Einzug halten. „Vor allem viele schwere Auffahrunfälle können so vermieden werden“, sagte Siegfried Brockmann, Leiter der UDV in Berlin, bei einem Praxistest entsprechender Systeme in Darmstadt.
Insgesamt haben die Unfallforscher ein Potential von 12 Prozent aller schweren Pkw-Unfälle errechnet, die durch automatische Notbremssysteme verhindert werden könnten – und das, obwohl für Fehlreaktionen des Fahrers schon ein deutlicher Abzug (UDV-Faktor) von den theoretisch möglichen 17,8 Prozent gemacht wurde. Damit sind Auffahrwarn- und Notbremssysteme diejenigen Fahrerassistenzsysteme (FAS), die nach dem ab 2011 für neue Fahrzeugmodelle europaweit vorgeschriebenen Schleuderverhinderer ESP, das höchste Unfallvermeidungspotential versprechen. Deshalb ist eine schnelle Einführung dieser neuen Fahrerassistenzsysteme in allen Fahrzeugklassen aus Sicht der Unfallforschung wünschenswert.
Zusammen mit den Autoherstellern Audi, Honda, Mercedes, Volvo und VW hat die Unfallforschung der Versicherer jetzt Notbrems- und Auffahrwarnsysteme einem Praxistest unterzogen. Möglich wurde dies mit dem Testfahrzeug EVITA, das die Technische Universität Darmstadt zusammen mit Honda entwickelt hat und das praxisnahe Fahr- und Bremsversuche ermöglicht. Dabei hat sich gezeigt, dass alle Systeme trotz ihrer zum Teil recht unterschiedlichen Auslegung den Fahrer wirksam warnen und zögerliches Bremsen in eine fulminante Notbremsung „übersetzen“ können.
Ansprechpartner:
Klaus Brandenstein
Abteilung Unfallforschung
Tel.: 030 / 20 20 – 58 83
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Quelle: GDV, Pressemitteilung vom 19.5.2009