Spielzeug, Dekoration, Matratzen, Polster- und Gardinenstoffe sowie elektronische Geräte im Kinderzimmer brennen lichterloh und rasend schnell. Nur eine einzige kleine Kerze reicht aus, um in wenigen Minuten ein komplettes Kinderzimmer in Flammen aufgehen zu lassen. Nicht selten kommt es durch Unachtsamkeit oder wegen der Experimentierfreude von Kindern zu schrecklichen Wohnungsbränden, die für die Betroffenen oft tödlich enden. Das sind die wesentlichen Ergebnisse einer Untersuchung zu Brandgefahren im Kinderzimmer, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV) bei der Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung (BAM) in Auftrag gegeben hatte.
Jetzt wurde in Berlin der Abschlussbericht vorgestellt, in dem aufgezeigt wird, was besonders „gut“ im Kinderzimmer brennt und wie schnell es sich entzündet. Außerdem wurden verschiedene Zündquellen untersucht – von der Glühbirne bis zur Wunderkerze.
Kleine Zündquellen – verheerende Wirkung
Wohnungsbrände haben deshalb so verheerende Auswirkungen, weil es für die meisten Gebrauchsgegenstände in Deutschland keine oder nur geringe Anforderungen hinsichtlich der Brandsicherheit gibt. Vor allem die zunehmende Verbreitung von Kunststoffen ist für die schnelle Brandausbreitung verantwortlich. Die Feuerwehr geht davon aus, dass im Normalfall nur zwei bis vier Minuten Zeit bleiben, um beispielsweise das Kinderzimmer zu verlassen, wenn dort ein Feuer entstanden ist. Das geht rasend schnell und einfach. Schon eine kleine Kerze, ein Streichholz, Feuerzeug oder Funke einer Wunderkerze reicht aus, um beispielsweise ein Kinderspielhaus, eine Kunststoffbauplatte oder ein Kuscheltier in Brand zu stecken. Negativer Nebeneffekt: Die lange Brenndauer dieser Kinderzimmerutensilien, deren große Brandlast und die enorme Rauchentwicklung.
Kein Flammschutz in deutschen Matratzen
Ein besonderes Problem stellen Matratzen im Kinderzimmer dar. So brennt eine Schaumstoffmatratze schon nach einer Sekunde in Kontakt mit einem Feuerzeug oder einer Wunderkerze. Kein wesentlich besseres Ergebnis gab es bei einer Naturmatratze. Eine britische Matratze, die flammhemmend ausgerüstet sein muss, hält im Labor sogar einen mehrere Minuten langen Einsatz eines Bunsenbrenners aus.
Rauchmelder retten Leben
Um die Zahl der Brandtoten in Wohnungen zu minimieren, empfehlen die deutschen Versicherer, ebenso wie die Feuerwehr, Rauchmelder zu installieren – auch im Kinderzimmer. Diese Rauchmelder warnen nicht nur nachts vor der Gefahr im Brandfall im Schlaf zu ersticken, sondern melden auch die Gefahr aus dem Kinderzimmer frühzeitig, um die Kinder noch retten zu können. Aus diesem Grund unterstützt der GDV seit Jahren die Kampagne www.rauchmelder-lebensretter.de.
Kinder müssen den Umgang mit Feuer lernen
Kinder und Jugendliche verursachen pro Tag über 20 Brände in Deutschland. Mehr als die Hälfte davon entstehen durch Kinder unter 14 Jahren. Deshalb ist es so wichtig, frühzeitig mit der Brandschutzerziehung anzufangen. Denn Kinder, die im Beisein Erwachsener verantwortungsvoll mit Feuer umgehen dürfen, werden Gefahren besser einschätzen und sich im Brandfall richtig verhalten können. Auf der Intersetseite www.das-sichere-kind.de bieten Experten neue Ansätze zur Brandschutzerziehung. Fachleute der Feuerwehr präsentieren dazu praktische Ratschläge für Eltern sowie Erzieherinnen und Erzieher.
Forderungen
Um die Brandgefahren, die im Kinderzimmer lauern, zu minimieren, fordern die deutschen Versicherer:
- Die Bestimmungen zum Brandschutz von Spielzeug, Matratzen und elektronischen Geräten müssen – am besten auf europäischer Ebene – verschärft werden.
- Rauchmelder gehören in jede Wohnung – notfalls auch per gesetzlicher Verordnung.
- In Kinderzimmern sollten grundsätzlich nur Energiesparlampen eingesetzt werden. Von Ihnen geht – im Gegensatz zu Glühbirnen oder Hochvolthalogenlampen – keine unmittelbare Brandgefahr aus.
- Kerzen, Feuerzeuge, Streichhölzer, Wunderkerzen etc. gehören nicht ins Kinderzimmer.
- Brandschutzerziehung ist wichtig. Kinder und Jugendliche müssen lernen, verantwortungsbewusst mit Feuer umzugehen und die Gefahren richtig einzuschätzen.
Ansprechpartner:
Klaus Brandenstein
Tel.: 030 / 20 20 – 58 83
k.brandenstein@gdv.de
Quelle: GDV, Pressemitteilung vom 18.4.2008